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Flückiger See auf dem Weg der Besserung?

News vom 20.11.2008

Klares Wasser aus unklarem Grund: Ganz gesund ist der Patient noch nicht, aber es geht ihm besser.

Noch vor einigen Jahren drohte der Flückigersee im Freiburger Stadtteil Betzenhausen "umzukippen", da sich zu viele Nährstoffe im Wasser befanden. Inzwischen hat sich die Wasserqualität so weit erholt, dass eine kostspielige Sanierung im Moment nicht mehr notwendig ist. Eine langfristige Entwarnung kann die Stadtverwaltung allerdings noch nicht geben. Derzeit ist nämlich unklar, woher die Selbstheilungskräfte des Sees kommen.

Klar ist im Moment nur eins: Die Bombentrümmer aus dem Zweiten Weltkrieg haben nichts mit der Wasserqualität des Sees zu tun. 2004 war die Stadtverwaltung noch davon ausgegangen, dass 80 Prozent des Phosphorgehalts aus ehemaligen Fliegerbomben stammen, die nach dem Krieg in den alten Flückigersee im unmittelbaren Umfeld gekippt wurden. Das Grundwasser fließt auf seinem Weg zum jetzigen See genau durch das belastete Gebiet hindurch. "Diese Theorie hat sich durch ein neues Gutachten aber nicht bestätigt", erklärte Ralf Zähringer vom städtischen Umweltschutzamt am Montagnachmittag in der Sitzung des gemeinderätlichen Umweltausschusses.

Ansonsten steht die Stadtverwaltung derzeit vor einem Rätsel. Noch im Jahr 2002 wurden jährlich 109 Kilogramm schädliche Nährstoffe in den Flückigersee gespült. Bei den jüngsten Messungen – die allerdings schon aus dem Jahr 2006 stammen – waren es nur noch 23 Kilogramm. Zwar hat das Umweltschutzamt gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern in den vergangenen Jahren einiges unternommen, um den Zustand des Sees zu stabilisieren. "Aber damit lässt sich die bessere Qualität des Wassers nicht erklären", betonte Zähringer.

Fakt ist: Die Werte sind inzwischen auf einem Niveau, das eigentlich für die Zeit nach einer Sanierung angestrebt wurde. Warum sich der See erholt hat, darüber hat das Umweltschutzamt allenfalls vage Vermutungen. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass sich das Wasser im See inzwischen häufiger austauscht als früher. Möglich wäre auch, dass Nährstoffe, die durch die Landesgartenschau 1986 in den See gelangten, mittlerweile abgebaut sind.

Auch wenn die Gesamtbelastung des Flückigersees inzwischen deutlich geringer ist als früher: Inzwischen werden wieder mehr Nährstoffe durch Wasservögel in den See getragen als noch vor einigen Jahren.

2002 hatten die Tiere nur einen Anteil von 18 Prozent an der Gesamtmenge, inzwischen sind es 29 Prozent. "Das Füttern der Vögel ist ein Problem", sagte Zähringer: "Es gibt immer wieder Menschen, die ganze Plastiktüten voll Brot in den See kippen." Das Umweltschutzamt denkt deshalb darüber nach, wieder Schilder aufzustellen, die darauf hinweisen, dass das Füttern der Tiere verboten ist. Diese hat es früher schon einmal gegeben, sie wurden jedoch nach und nach Opfer von Vandalismus und sind seither verschwunden.

Auch ansonsten ist die Arbeit rund um den See bei weitem nicht abgeschlossen. Zwar hat der Gutachter bescheinigt, dass sich die Verhältnisse in den kommenden fünf Jahren wahrscheinlich nicht ändern werden.

Damit der Patient keinen Rückfall erleidet, wird die Stadtverwaltung aber weitere Möglichkeiten prüfen, die Situation für den See zu verbessern – von einer anderen Uferbepflanzung bis hin zu Toilettenhäuschen für die Badegäste.

Quelle: BZ vom 19.11.2008
Foto: Peter Rokosch