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Ergebnisse der Untersuchungen am Flückiger See veröffentlicht

News vom 14.12.2004

Über 80 % der Nährstoffeinträge kommen über den Grundwasserzustrom aus einer "Altlast" in den Flückiger See

Wiederholt auftretende Algenblüte und Fischsterben waren in der Vergangenheit sichtbares Anzeichen einer Verschlechterung der Wasserbeschaffenheit des Flückiger Sees. Aus diesem Grund ließ die Stadt Freiburg ein detailliertes Untersuchungsprogramm zur Erkundung der Eutrophierungsursachen und die Erarbeitung von Sanierungsvorschlägen zum Erhalt der Wasserqualität durchführen. Beauftragt wurde das Limnologische Büro Höhn (LBH) aus Freiburg, das auch früher schon Untersuchungen am Flückiger See vorgenommen hatte.

Wurden ursprünglich die vielen Wasservögel und Badegäste im See, später die Schlammablagerungen mit der sich verschlechternden Beschaffenheit des Seewassers angenommen, zeigen die neuen Ergebnisse, dass die wesentlichen eutrophierungsrelevanten Nährstoffeinträge - also Phosphor – über das Grundwasser erfolgen. Damit wurde erstmals wissenschaftlich bestätigt, dass die Wasservögel nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen.

Phosphor stellt in stehenden Gewässern schon in geringen Konzentrationen ein erhebliches Eutrophierungsproblem dar. Als Nährstoff für Algenwachstum wird ein Gehalt im Seewasser zwischen 15 und 45 µg/l (1 Mykrogramm (µg) ist ein millionstel Gramm) schon als kritisch, Werte darüber als sehr kritisch eingestuft. Ins Grundwasser wird Phosphor hauptsächlich über Niederschlag, Düngung oder defekte Abwasserleitungen eingetragen.

Der durchschnittliche Phosphorgehalt des Flückiger Sees lag in der Untersuchungsperiode 2002/2003 bei etwa 100 µg/l, also in einem Bereich, der ein erhebliches Eutrophierungspotenzial darstellt. Um die künftige Nutzung des Sees als Freizeit– und Badesee gewährleisten zu können, sollte der Phosphorgehalt im Flückiger See um ca. zwei Drittel reduziert werden.

Die Nährstoffbilanz ergab, dass von den etwa 135 Kilogramm Phosphor, die jährlich in den See eingetragen werden, der überwiegende Teil – das ist mehr als 80 Prozent – über Grundwasserzutritte erfolgt. Nennenswert sind noch die Einträge aus Sedimentrücklösung und durch die Wasservögel, während die Einträge über Direktabfluss, Badegäste und Niederschlag von untergeordneter Bedeutung sind. Die ursprünglichen Annahmen haben sich somit nicht bestätigt.

Die ersten Hinweise, dass erhebliche Nährstoffeinträge über den Grundwasserpfad kommen, waren im Sommer 2003 Anlass, die Altlastverdachtsfläche im Zustrom des jetzigen Sees näher zu untersuchen. Erst die Auswertung der Luftbilder von 1944 bis 1955 im Rahmen einer historischen Untersuchung zeigte, dass in dieser Zeit die alte Kiesgrube vollständig mit Trümmerschutt verfüllt wurde und ein neuer Baggersee westlich von der alten Kiesgrube entstanden war.

Zwischen 1945 und 1955 wurden rund 600.000 Kubikmeter Trümmerschutt aus dem zerbombten Stadtgebiet in der alten Kiesgrube abgelagert. Da beim Luftangriff am 27. November 1944 viele Brandbomben (Phosphorbomben) abgeworfen wurden, lag die Vermutung nahe, dass diese über den Trümmerschutt eine Phosphorquelle darstellen könnten (siehe www.oekostation.de/de/aktuell/news_.htm,3).

Im Rahmen der Erkundung der kommunalen Altlast wurden Grundwassermessstellen gezielt im Abstrom der Kiesgrube errichtet und die Beschaffenheit des Grundwassers untersucht (siehe www.oekostation.de/de/aktuell/news_.htm,6 ). Die vorliegenden Ergebnisse bestätigen die Vermutung, dass hier erheblich höhere Phosphorgehalte als im umliegenden Grundwasser festzustellen sind. Weitere Schadstoffe in bedenklichen Konzentrationen wurden bisher im Abstrom der Ablagerung nicht festgestellt.

Nach den Ergebnissen der Wasserbilanz wird das Seevolumen innerhalb eines Jahres ausgetauscht. Diese kurzen Verweilzeiten des Seewassers bringen somit jährlich einen neuen Nachschub an Nährstoffen in den Flückiger See. Aus diesem Grund empfiehlt der Gutachter erst Sanierungsmöglichkeiten der Altablagerung im Zustrom des Sees zu erkunden, da von solchen Maßnahmen nachhaltigere Wirkungen auf die Seewassergüte zu erwarten sind.

Die Aufschiebung von Sanierungsmaßnahmen im Flückiger See für die Zeit, bis die Erkundung der Altablagerung abgeschlossen sind, wird vom Gutachter aus der Bewertung der Beobachtungen der Prozesse der letzten Jahre im See für vertretbar gehalten. Diese Detailuntersuchungen der Altablagerung werden im kommenden Jahr durchgeführt.

Zu den Untersuchungsergebnissen hat auch das ehrenamtliche Engagement seitens des Bürgerforums Flückiger See beigetragen. In enger Abstimmung mit dem Limnologischen Büro Höhn und mit Herrn Weiss vom Umweltschutzamt wurde in den letzten Jahren eine Vielzahl vom Messungen und Zählungen durchgeführt und auch historisches Bildmaterial zur Verfügung gestellt.

Die Ergebnisse der Untersuchungen werden dem Umweltausschuss der Stadt Freiburg bei seiner nächsten Sitzung am 14.02.2005 ab 16:15 Uhr im Großen Sitzungssaal, Technisches Rathaus ausführlich erläutert.