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Gelbbauchunken

Ein Paradies für Gelbbauchunken

In der ehemaligen Lehmgrube entstehen neue Laichgewässer

EMMENDINGEN. Schön ist es hier oben hoch über der Stadt. Das finden auch die Gelbbauchunken, die auf dem Gelände der Firma Bareg in Windenreute ebenso zu Hause sind wie im Hornwald und auf der Hochburg. Hier wird freilich viel für sie getan: Zahlreiche kleine Tümpel, die liebste Heimat der auffällig gefärbten Tiere, bieten ihnen Lebensraum. Am Mittwoch halfen die Kinder des Schulkinderhauses, weitere Laichgewäser für die Gelbbauchunke anzulegen.

Die Aktion fand im Rahmen des 111-Arten-Korbs statt. Das ist ein Programm des Landes, das parallel zur Biodiversitätskonferenz der Unesco aufgelegt wurde und dem Erhalt der Artenvielfalt dient, erklärt Angelika Schwarz-Marstaller vom Regierungspräsidium Freiburg. Zu den ausgewählten Tieren zählt die Gelbbauchunke. Deren Bestände werden immer geringer, weil es immer weniger Mini-Tümpel gibt, die diese Unke zum Leben braucht. Es ist aber leicht, etwas für sie zu tun: "Sie braucht kleine Gewässer, denn sie mag keine anderen Arten, die nur ihren Nachwuchs wegputzen würden" , erklärt Klemens Fritz vom Landratsamt. Er begleitet das Projekt bei der Bareg von der fachlichen Seite her.

Bis 1991 wurden in Windenreute an der K 5102 Ziegel gebrannt, berichtete Klaus Frisch, bei Bareg zuständig für die Planung der Naturschutzmaßnahmen. Der Lehmabbau hinterließ ein großes Loch, das in den vergangenen 15 Jahren aufgefüllt wurde. Viele Blumen finden sich nun dort, es wurden Steinhaufen für Eidechsen angelegt und zehn bis 15 kleinere Tümpel. In zwei, drei Jahren, wenn die Auffüllung beendet ist, soll das Gelände ganz der Natur überlassen werden — von Pflegearbeiten einmal abgesehen.

Die Hortkinder haben im Rahmen ihrer Ferienaktion am Morgen im Brettenbach viele kleine Tiere gefangen, die dann im Ökomobil gezeigt, bestimmt und — ganz wichtig — zum Schluss unversehrt wieder frei gelassen werden. Danach steigen sie vorbei an schweren Maschinen und Bergen von Recyclingmaterial hinauf zu den Tümpeln. Gleich am ersten haben sie Glück, zwei Gelbbauchunken haben sich in einem bewachsenen Eckchen versteckt. "Es gibt nur noch wenige" , erklärt Fritz, "sie sind geschützt und wenn man sie wegfangen würde, wären bald gar keine mehr übrig."

Kinder des Schulkinderhauses entdecken auch die Gottesanbeterin

Behutsam fischt er eines der Tiere mit dem Kescher heraus und gibt es in ein mit Tümpelwasser gefülltes Glas, so dass die Kinder den gelb-schwarz gefleckten Bauch bewundern können. Wer es anfassen will, muss sich erst die Finger nass machen, zum Schutz von Mensch und Tier: Schweiß kann beim Tier zu Infektionen führen und die Unke hat auf ihrem Rücken ein Gift, das in Nase und Augen jucken und den "Unkenschnupfen" hervorrufen kann, erklärt Fritz. Die kleine Gelbbauchunke darf wieder in den Tümpel, die Gruppe marschiert zum nächsten, dem einzigen, der mit Folie angelegt wurde. Er hat am wenigsten Wasser, doch wenn es ganz trocken werden sollte, könnte man ihn mit Wasser füllen, damit die Unken eine Überlebenschance haben, erklärt Betriebsleiter Jochen Klüm.

Auch andere Tiere fühlen sich auf dem Gelände wohl, etwa die Gottesanbeterin, die die Kinder auf einem Stein entdecken. "Früher gab es die nur am Kaiserstuhl, seit zehn 15 Jahren auch hier und in Freiamt — das ist ein Zeichen für den Klimawandel" , sagt Fritz. Im nächsten Tümpel finden sich sogar noch große Kaulquappen; Gelbbauchunken können mehrfach im Jahr laichen.

Dann wird es ernst, schließlich sollen die kleinen Badeteiche für hübsche Kröten ja nicht nur bewundert, sondern auch ausgebaut werden; doch das trockene Wetter erschwert die Arbeit. Kurzerhand werden Plastiktüten zu Eimern umfunktioniert, damit die jungen Arbeiter besser zupacken können. Sie sollen den Boden der vorbereiteten Tümpel verdichten, damit beim nächsten Regen auch dort das Wasser stehen bleibt, erklärt Klemens Fritz. Mit Spaten und bloßen Füßen sind sie eifrig bei der Sache. Klar, dass ein Bagger mehr bewirkt — doch für die Kinder ist es mehr als ein unterhaltsamer Nachmittag in der Natur: "Man muss die Kinder an den Naturschutz heranführen" , sagt Schwarz-Marstaller, "wer noch nie eine Unke oder Kaulquappe gesehen hat, dem ist es auch egal, wenn die mal verschwindet& " Die zehn vom Kinderhort jedenfalls kennen nun viele Tiere.

Quelle

Badische Zeitung, Sylvia-Karina Jahn, vom 29.08.2008