Ökostation: Natur erleben - Zukunft gestalten
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Verwendungstipps

Allgemeine Hinweise zur Herstellung von Kräutermedizin

1. Sammeln
Heilkräuter verbraucht man möglichst frisch dann haben sie die größte Heilwirkung.
Man kann sie aber auch sammeln und trocknen für die Zeit, in der es keine frischen Kräuter gibt.

  • Die Kräuter an einem Tag sammeln, wenn sie völlig trocken sind.
  • Die Blätter und Stengel vor der Blütezeit ernten.
  • Die frisch aufgeblühten Blüten um die Mittagszeit sammeln, wenn sie völlig geöffnet sind.
  • Wurzeln und Knollen im Herbst ausgegraben, wenn die oberirdischen Teile verdorrt sind.
  • Nur einwandfreie Pflanzen sammeln.
  • Planetenkonstellation beachten, wenn gewünscht.
  • Fernab von befahrenen Straßen sammeln
  • Nicht auf beweideten Wiesen und landwirtschaftlich genutzten Flächen sammeln.
  • Nicht im Naturschutzgebiet sammeln.
  • Nicht plündern. Von einer Pflanzenpopulation immer etwas stehen lassen, bes. beim Wurzelgraben.
  • Nur für den Bedarf eines Jahres sammeln.

 2. Trocknen

  • Die Pflanzen an einem trockenen, luftigen, lichtgeschützten Ort trocknen (optimaler Ort: Dachboden).
  • Sträuße binden und kopfüber aufhängen.
  • Blüten, Blätter und kleingeschnittene Wurzelstücke auf einem Trockengestell (z.B. ein mit Draht bespannter Holzrahmen) oder auf einem alten Leintuch über einem Bettrost oder Wäschetrockner ausbreiten.
  • Rascheln die Blätter und Blüten leicht sind sie genügend getrocknet.
  • Sehr weiche Blätter wie Beinwell werden in einem lauwarmen Ofen für etwa zwei Stunden getrocknet oder gefädelt und zum Trocknen aufgehängt.
  • Kleingeschnittene Wurzelstücke können ebenfalls gefädelt werden.

3. Aufbewahren
Lichtgeschützt ! In getönten Gläsern, in Pappschachteln oder in Holzkisten.
Die getrockneten Wurzelstücke lassen sich gut mit einem Steinmörser oder mit einer Kaffeemühle zu Pulver verarbeiten.
Die meisten Kräuter sind etwa 12 Monate haltbar, solange bis es die nächsten Kräuter gibt.

4. Tee
4.1 Faustregeln für die Dosierung und Anwendung
Die Angaben sind grobe Richtlinien. Individuellen Erfahrungswerten den Vorzug geben.

  • Auf eine große Tasse Wasser (250 ml) nimmt man 2 Teelöffel frische Pflanzenteile oder 1 Teelöffel getrocknete Pflanzenteile.
  • 2-3 Tassen Tee in kleinen Schlucken über den Tag verteilt trinken.
  • Teebehandlung am besten kurmäßig durchführen. Teekuren sollten nicht länger als 4-6 Wochen andauern. Da sich der Körper sonst zu sehr an die einzelnen Wirkstoffe in den Pflanzen gewöhnt.
  • Magentees bzw. alle Magenmittel ¼ Stunde vor dem Essen einnehmen. Nicht süßen !
    Honig und Süßmittel aller Art beeinträchtigen die Wirksamkeit der in den Magentees enthaltenen Bitterstoffe.
  • Schlaftees mit Honig süßen. Honig verstärkt ihre Wirkung.
  • Nierentees und Nierenmittel nicht vor dem Schlafengehen einnehmen. Ihre diuretische (harntreibend) Wirkung beeinträchtigt die Nachtruhe.

4.2 Einfacher Aufguß
Anwendung:

  • Für weichere Pflanzenteile wie Blätter und Blüten.
  • Für Heilkräuter deren Wirkstoffe sich beim Kochen zersetzen oder verflüchtigen würden, wie etwa ätherische Öle.

Zubereitung:

  • Ätherisch-ölhaltige Zubereitungen nur kurz mit siedendem Wasser überbrühen.
  • 10 min zugedeckt ziehenlassen und abseihen.
  • Jede Tasse Heilkräutertee frisch zubereiten.

4.3 Abkochung
Anwendung:

  • Für festere Pflanzenteile wie Wurzeln, Rinden, Samen und getrocknete Beeren.

Zubereitung:

  • Kaltes Wasser auf die zerhackten Pflanzenteile gießen.
  • Zum Kochen bringen und 10-15 min leicht kochenlassen.

4.4 Kaltauszug
Anwendung:

  • Für Pflanzen, die Schleimstoffe enthalten, da die empfindlichen Schleimstoffe durch zu starkes Erhitzen zerstört werden.

Zubereitung:

  • Pflanzenteile mit kaltem Wasser übergießen und über Nacht stehenlassen.
  • Am Morgen abseihen und kalt oder leicht angewärmt trinken.

5. Tinktur
Zubereitung: 

  • Ein Schraubglas ungefähr zur Hälfte locker mit den entsprechenden Pflanzenteilen füllen.
  • Mit Alkohol auffüllen (Gewichtsverhältnis 1:10). Die Art des Alkohols (Obstler, Branntwein u.s.w.) wird bei den jeweiligen Pflanzen in der Spalte “Anwendung” angegeben. In der Regel verwendet man 70% igen Alkohol.
  • Glas verschließen. Täglich schütteln.
  • 2-3 Wochen ziehen lassen. Abseihen und die Tinktur in braune Tropfflaschen füllen.

Dosierung: 
Man nimmt in der Regel täglich 3 x 15 Tropfen. Tinktur über einen Zeitraum von 4-6 Wochen einnehmen.

6. Galenische Präparate:
Dieser Begriff findet sich ab und zu in der Kartei bei den einzelnen Karteikarten zu den Pflanzen unter der Spalte “Anwendung”.
Darunter versteht man pharmazeutische Präparate, die aus pflanzlichen Wirkstoffe und anorganischen Substanzen hergestellt wurden.

7. Saft
Zubereitung:

  • Die frischen Pflanzenteile stark zerkleinern und zu Brei zerquetschen.
  • Den Pflanzenbrei in einem Leintuch oder besser noch in einer Saftpresse auspressen.
  • Säfte sind nicht lange haltbar, daher am besten portionsweise frisch herstellen.

Dosierung: Säfte verdünnt verwenden, 1 Eßl. Saft auf 3-6 Eßl. Wasser oder Sauermilch. 3 x tgl. eine Portion Saft über 4-6 Wochen einnehmen.

8. Sirup
Zubereitung:
Eine dickflüssige Honig- oder Zuckerlösung herstellen und einen Auszug einer Heilpflanze z.B. eine Tinktur daruntermischen.
Dosierung: 3 x tgl. 1Teelöffel über einen Zeitraum von 4-6 Wochen.

9. Wein
Zubereitung:

  • Auf 0,75 Liter guten Wein 20g Pflanzenteile 10 Tage ansetzen.
  • Ob Rot- oder Weißwein verwendet werden soll, ist in der Kartei jeweils unter der Spalte “Anwendung” angegeben.
  • Täglich schütteln. Abseihen und der Kräuterwein ist gebrauchsfertig.

Dosierung: Man trinkt in der Regel 2-3 Likörgläschen täglich über einen Zeitraum von 4-6 Wochen.

10. Öl
10.1 Kalt extrahiertes Öl
Anwendung:
Geeignet für wäßrige oder zarte Kräuter und Blüten als Grundlage für Salben, zur Massage und als Badeöl.
Zubereitung:

  • Ein Schraubglas locker mit den entsprechenden Pflanzenteilen füllen.
  • Kaltgepresstes Oliven- oder Keimöl (z.B. Sonnenblumen-, Maiskeim-, oder Sojaöl) dazugeben, so daß die Pflanzen bedeckt sind.
  • Glas verschließen und 4 Wochen an einen sonnigen Ort stellen. (Manche Öle muß man länger stehenlassen. Siehe unter den einzelnen Pflanzen in der Spalte “Anwendung” )
  • Täglich schütteln.
  • Durch ein grobes Tuch in einen Krug abseihen.
  • Die Kräuter ausdrücken und das Öl in dunkle Flaschen füllen.
  • Kühl und dunkel aufbewahren. Das Öl ist bis zu einem Jahr haltbar.

10.2 Heiß extrahiertes Öl
Anwendung:

  • Geeignet für feuchte, saftige Kräuter z.B. Borretsch.
  • 250g getrocknete Kräuter auf 600 ml Keimöl in eine Glasschüssel in ein leicht kochendes Wasserbad geben.
  • Drei Stunden lang leicht sieden lassen.
  • Durch ein Musselintuch abseihen.
  • In einer dunklen, sterilen Flasche aufbewahren. Das Öl ist bis zu einem Jahr haltbar.

11. Salbe
Zum Salbenkochen sollte man sich viel Zeit nehmen. Salbenkochen verlangt Konzentration und Hingabe.
Um Schimmel in den Salben zu verhindern darf nur mit sauberem Geschirr gearbeitet werden.
Die verwendeten Geräte davor reinigen und 10min in Wasser auskochen.
Keine Metallgefäße verwenden, da manche Pflanzen mit Metall chemische Verbindungen eingehen können.
Geeignet sind feuerfestes Glas, Email oder Porzellan. Holzlöffel verwenden.
Salben bereitet man aus heiß oder kalt extrahiertem Öl (Auszugsöl) und Bienenwachs zu.

Zubereitung:

  • 100 ml Auszugsöl (Herstellung siehe 10.1 und 10.2) werden in eine Glasschüssel in ein Wasserbad mit kochendem Wasser gegeben.
  • 10g Bienenwachs zugeben (Bienenwachs ist beim Imker, in Drogerien oder Hobbygeschäften erhältlich).
  • Rühren bis sich das Bienenwachs völlig aufgelöst hat. Die noch warme Mischung in getönte Salbengläser geben.
  • Kühl und dunkel aufbewahren. Die Salbe ist ungefähr ein Jahr haltbar.

12. Creme

  • Emulgierbare Basiscreme in der Apotheke kaufen. 2 Eßl. der Basiscreme bei kleiner Hitze schmelzen.
  • 2. Teel. Kräuter dazugeben. Solange rühren bis die Creme die Farbe der Kräuter annimmt.
  • Vom Herd nehmen. Die Creme auf ein grobes Tuch geben. Das Tuch mit der Creme ausringen, um die Restfeuchtigkeit aus der Creme zu entfernen.
  • Die Creme abkühlen lassen und in einen dunklen Cremetopf streichen.
  • Die Creme ist bis zu einem Jahr haltbar.

13. Balsam
(nach Ursel Bühring)
Zutaten für die klein
ste Portion:

  • 30 ml Mandelöl
  • 3g Kraut
  • 3g Bienenwachsplättchen

Zubereitung:

  • Mandelöl erwärmen und die kleingeschnittenen Kräuter zugeben.
  • Leicht sieden lassen (kleine Bläschen steigen auf). Nicht kochen !

Siedezeit:
zarte Blütenblätter (z.B. Rosen, Ringelblumen, Malve u.s.w.) 5 Minuten.
Blätter, Blüten, Stengel (z.B. Schafgarbe, Brennessel u.s.w.) 20 Minuten.
Wurzeln bis zu einer Stunde.

  • Eine Windel in ein Sieb legen und das Öl mit den Kräutern durch das Sieb in einen sauberen Topf abseihen.
  • Windel behutsam ausdrücken.
  • Nochmals leicht erhitzen, bis Bläschen kommen.
  • Bienenwachsplättchen dazugeben. Leicht sieden lassen nicht kochen, bis sich diese aufgelöst haben.
  • Gelierprobe machen. Dazu einen Tropfen Balsam auf einen Unterteller träufeln. Der Balsam muß die Konsistenz von Schmalz außerhalb des Kühlschrankes haben. Ist er zu flüssig noch etwas Wachs in den Topf geben. Ist er zu fest noch etwas Öl in den Topf geben.
  • Topf vom Feuer nehmen. Mit einem Holzlöffel rühren, bis sich am Rand etwas feste Substanz absetzt.
  • Jetzt kann Propolis und/oder ätherisches Öl zugegeben werden. Auf 300 ml Öl (entspricht 10 Portionen) 1 Tropfen ätherisches Öl und/oder 1Tropfen Propolis.
  • Den Balsam schnell in getönte Töpfchen abfüllen. Mit einem Tuch abdecken, damit die Feuchtigkeit entweichen kann.
  • Beschriften. Wenn der Balsam durch und durch fest ist den Salbentopf verschließen.
  • Kühl aufbewahren. Der Balsam ist 3-4 Jahre haltbar, wenn er immer nur mit einem sauberen Löffel entnommen wird

14. Bäder
Als Badezusatz gibt man 2- 3 Liter doppelstarken Tee aus der entsprechenden Pflanze dem Badewasser zu
oder verwendet fertig gekaufte Badeextrakte.

14.1 Fußbad
Anwendung:

  • Fußbäder fördern die Durchblutung des ganzen Körpers und stabilisieren den Kreislauf.
  • Bei Krampfadern und Lymphödemen dürfen keine warmen Fußbäder genommen werden.

Durchführung:

  • Fußbadewanne oder Duschbecken mit 37°C warmem Wasser füllen.
  • Zusätze zugeben.
  • Die Badedauer beträgt 5-10 Minuten.
  • Die Füße gut abtrocknen, dicke Socken anziehen und Nachruhe einhalten.


14.2 Kopfdampfbad
Anwendung:

  • Die Inhalation von heißem Wasserdampf mit den entsprechenden Zusätzen wirkt heilend auf alle Schleimhäute der oberen Luftwege.
  • Ein Dampfbad sollte nicht bei Gefäßerkrankungen, Augenerkrankungen oder einer allgemeinen Herz-/Kreislaufschwäche durchgeführt werden.

Durchführung:

  • Man verwendet entweder den fertigen heißen Tee oder übergießt eine Handvoll Kräuter mit einem Liter siedendem Wasser.
  • Den Topf auf eine Unterlage auf den Tisch stellen und sich davorsetzen.
  • Das Gesicht 10 min lang über den aufsteigenden Dampf halten. Kopf und Oberkörper mit einem Handtuch bedecken und tief durch Nase und Mund atmen.
  • Danach das Gesicht mit lauwarmem Wasser waschen. In der nächsten Stunden nicht an die frische Luft gehen.
  • Am besten eine Stunde Bettruhe halten.


14.3 Vollbad
Anwendung:

  • Vollbäder führen zur Weitstellung der Gefäße. Sie lockern die Muskulatur und fördern die Schweißbildung.
  • Auch Beschwerden bei einer beginnenden Erkältungskrankheit können durch ein Vollbad gemildert werden.
  • Ein Vollbad sollte nicht bei Venenleiden, Entzündungen der Haut sowie Herz-/Kreislaufstörungen durchgeführt werden.

Durchführung:

  • Die Raumtemperatur sollte 21°C, die Wassertemperatur 37°C betragen.
  • Die Badedauer darf 20 min nicht überschreiten.
  • Nach dem Bad eine Stunde Bettruhe einhalten.


14.4 Sitzbad
Anwendung:

  • Sitzbäder wirken durchblutungsfördernd und entzündungshemmend.
  • Nicht bei Hämorrhoiden durchführen.

Durchführung:

  • Vor dem Bad die Füße anwärmen.
  • Warmes Wasser (37°C) bis zur Nabelhöhe einlaufen lassen. Zusätze zugeben.
  • Die Füße hochlagern und die Beine und den Oberkörper abdecken, damit sie nicht auskühlen.
  • Die Badedauer beträgt 10 - 15 Minuten.
  • Anschließend gut abtrocknen und eine halbe Stunde Bettruhe einhalten.


15. Kompresse
Für eine Kräuterkompresse kocht man einen Liter Tee aus den entsprechenden Kräutern. Man taucht ein einmal gefaltetes Froteetuch in den Tee und legt es möglichst heiß auf die betroffenen Körperstelle. Als Wärmeschutz legt man ein trockenes Froteetuch und ein Wolltuch darüber.
Die Kompresse läßt man so lange liegen bis sie kalt wird.