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Wildbienen

Wilde Blüten für wilde Bienen und Hummeln

Die Naturschutzgruppe Glottertal hilft Wildbienen

GLOTTERTAL. Es ist bemerkenswert wie schnell das geht. Erst vor vier Wochen hat Friedhelm Fischer von der Naturschutzgruppe Glottertal den zerlöcherten Hartholzblock an der Wildblumenwiese am Waldemar-Koch-Weg angebracht. Und schon haben Wildbienen darin ihre Brut angelegt. Darum geht es Fischer und seinen Mitstreitern: Wildbienen und Hummeln Raum geben, dass sie sich vermehren können. Weil ihre Populationen schwinden, stehen alle Bienenarten unter Naturschutz.

Der Grund ist die Intensivierung und Spezialisierung der landwirtschaftlichen Produktion. Auf Ackerfluren dominiert der Mais, frühere allgegenwärtige Nektar- und Pollenspender wie die Kornblume, die Kamille oder der Klatschmohn sind auf den Feldern nicht einmal mehr an den Wegrändern zu finden. Auch auf Wiesen ist natürliches Bienenfutter rar geworden, denn die Landwirte mähen in der Regel vor der Blüte, wenn das Gras jung und saftig ist, um möglichst nährstoffreiches Silagefutter einlagern zu können. Aus diesem Grund haben die Mitglieder der Naturschutzgruppe Glottertal am Waldemar-Koch-Weg schon vor vielen Jahren eine Wildblumenwiese angelegt und pflegen sie regelmäßig.

Dann wurde sie gemäht, wobei Friedhelm Fischer und seine Mitstreiter wie Winfried Ruf die hoch stehenden Stauden des gelb blühenden Rainfarn noch stehen lassen. "Die Seidenbiene benötigt die Pollen dieser Blüten" , erklärt er. Fertig gestellt wird auch die Nisthilfe für Wildbienen. Dafür haben die Mitglieder einen überdachten Holzrahmen errichtet im Format von einem auf anderthalb Meter. Thomas Lindinger und seine Tochter Hannah verkleben ein Baustahlgitter innerhalb dieses Rahmens mit Lehm. Denn auch in solchen Lehmwänden legen Wildbienen gerne Nester an.

Mit Hecken und Wildblumenbeeten gegen verarmte Feldfluren

Unmittelbar vor der Lehmwand hat Friedhelm Fischer im vergangenen Sommer zusammen mit Kindern im Glottertäler Sommerferienprogramm ein Wildblumenbeet angelegt. Dort wachsen nun Färberkamille, Natternkopf, Kartäusernelke und viele andere Arten, die in der freien Feldflur kaum mehr vorkommen. Direkt neben der Wiese besteht zudem seit zwei Jahrzehnten eine dichte Hecke von etwa 50 Meter Länge aus Schlehen, Weißdorn und Erlen, die die Gruppe ebenfalls angepflanzt hat, damit Vögel nisten können. Die Hecke steht unter Schutz.

Arbeit fällt das ganze Jahr über für die Naturschutzgruppe an. Im Februar legen ihre Mitglieder Amphibienschutzzäune an, um zu verhindern, dass Frösche und Kröten auf dem Weg zu ihren Laichplätzen überfahren werden. Im Glottertal gibt es auch sehr seltene Arten wie die Gelbbauunke und die Geburtshelferkröte. Im oberen Glottertal auf der Höhe der Gschwandersäge hat die Gruppe zudem Ersatzgewässer angelegt, damit die Lurche nicht mehr die Straße überqueren müssen. Die Gruppe pflegt diese Tümpel auch. "Wir schneiden die Ufergehölze zurück und entschlammen die Tümpel regelmäßig" , erzählt Friedhelm Fischer. Weiterhin kümmert sich die Gruppe um Nisthilfen für die Wasseramsel an den Unterseiten der Glotterbrücken und ebenso um Nistkästen für Vögel, die sich in Streuobstwiesen wohlfühlen. Sie setzt sich dafür ein, dass Trockenmauern im Rebberg erhalten bleiben und arbeitet im Flurneuordnungsverfahren Glottertal mit.

Das Wildbienenprojekt ist das jüngste Vorhaben der Naturschützer. Es markiert ebenso wie die Vogelschutzhecke den Beginn des Glottertäler Naturlehrpfades, der sich auf eine Länge von etwa 3,5 Kilometer erstreckt und dessen Beschilderung ebenfalls von der Gruppe erstellt wurde und instand gehalten wird.

Friedhelm Fischer, Naturschutzwart in der Glottertäler Sektion des Schwarzwaldvereins, ist von Anfang an dabei. "Vor der eigenen Haustür etwas für den Naturschutz tun und das Bewusstsein dafür in der Bevölkerung stärken" waren seine heute noch gültigen Motive. Er und seine Mitstreiter wünschen sich allerdings, dass vor allem jüngere Glottertäler Lust finden, seltene Tiere und Pflanzen zu schützen. "Oft stehen einzelne Arten im Vordergrund, aber es geht um ein bestimmtes Gefüge im Ökosystem und um die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes. Wer seltene Tiere schützt, bewahrt damit auch ein Stück weit die Lebensgrundlagen des Menschen" , erklärt er.

Quelle

Badische Zeitung, Silvia Faller, vom 28.08.2008