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Die Vogelgrippe erreicht Deutschland

BUND-news von vom 17.2.2006

Wie kam das Virus zu uns?

Unsere heimischen Hckerschwne wurden vor Jahrhunderten aus Asien als Ziervogel eingefhrt und halten bis heute vergleichsweise wenig Distanz zum Menschen. Sie sind +/- sesshaft und ziehen im Winter nur kurze Strecken, um z.B. an eisfreie Gewsser zu gelangen. Es bleibt frs Erste ein Rtsel, wo sich die Rgener Schwne angesteckt haben. Ein Zusammenhang mit dem Auftreten des Virus in Sdeuropa ist kaum denkbar. Wahrscheinlicher ist in harten Wintern (wie diesem) ein Zuzug aus dem Osten und Norden. Entweder haben die Schwne es von dort mitgebracht oder die verendeten Vgel tragen das Virus schon lngere Zeit in sich - mindestens seit dem letzten Herbst. Neben dem Hckerschwan halten sich als Wintergste noch zwei andere heimische Schwanarten bei uns auf: der Sing- und der Zwergschwan. Beide sind an ihrem gelben Schnabel gut vom Hckerschwan zu unterscheiden. Im Winter knnen alle drei Arten in Deutschland durchaus gemeinsam auftreten. Die nordischen Schwne verlassen uns in der Regel im Mrz/April.

Schwne und hausgeflgel

Der Singschwan brtet in Nordeuropa und Island und berwintert in Nordwest- und Mitteleuropa (auch an der deutschen Ostseekste und in geringer Zahl im deutschen Binnenland). Der seltenere Zwergschwan brtet in der russischen Tundra und berwintert an den Ksten West- und Mitteleuropas, hufig gemeinsam mit dem Singschwan (und in sehr geringer Zahl ebenfalls im Binnenland). Ob sie besonders anfllig dafr sind, sich in ihrem berwinterungsgebiet ber den Hckerschwan zu infizieren, ist derzeit nicht bekannt. Sing- und Zwergschwan haben sehr groe Fluchtdistanzen. Sie halten sich vom Menschen fern und drften - anders als der halb-domestizierte Hckerschwan - kaum direkt mit hiesigem Hausgeflgel in Kontakt kommen

Wasservgel als natrliches Reservoir fr Grippeviren?

Der Leiter des Wilhelmshavener Instituts fr Vogelforschung, Prof. Franz Bairlein, hlt es fr mglich, dass die Tiere verhungert oder Opfer des strengen Winters geworden sind und gleichzeitig auch Grippeviren in sich getragen haben. "Es kann sein, dass die Schwne ein Anzeiger dafr sind, dass Wildvgel- und Wassergeflgelbestnde ein natrliches Reservoir fr Grippeviren sind." Unklar sei jedoch, wieso mglicherweise schon lnger vorhandene Viren nicht bereits im vergangenen Herbst entdeckt wurden. Damals seien tausende Vgel in Europa untersucht worden. "Damals war H5N1 nicht dabei, und jetzt ist es da. Dies ist ausgesprochen eigenartig. Dafr haben wir keine Erklrung."

Wie knnen Sie sich schtzen?

Menschen haben sich bislang nur sehr selten und nach engem Kontakt mit infiziertem Hausgefgel angesteckt. Eine Infektion ber den Verzehr von Geflgelfleisch ist weltweit noch in keinem Fall nachgewiesen. Potenziell gefhrdet sind bei uns also vor allem Geflgelhalter und Tierrzte, die sich ber Vogelkot, Sekrete und Blut infizierter Tiere anstecken knnen. Bisher allerdings wurde das H5N1-Virus in Deutschland noch nicht bei Hausgeflgel entdeckt.

Kontakt mit Wasservgeln meiden

Als Vorsichtsmanahme empfiehlt es sich vorlufig, den Kontakt mit Wildvgeln - speziell mit Wasservgeln und besonders mit dem zutraulichen Hckerschwan - zu vermeiden, vor allem, wenn es sich um geschwchte oder bereits verendete Tiere handelt. Dies wird besonders fr Gebiete geraten, wo bereits infizierte Vgel gefunden wurden. Auerdem wird bereits empfohlen, Geflgelfleisch und Eier vor dem Verzehr ausreichend lange zu erhitzen. Diese Vorsichtsmanahme erscheint aber bei Herkunft aus deutscher Geflgelhaltung vorerst nicht ntig zu sein.

Impfung

Eine Impfung gegen die Vogelgrippe gibt es nicht. Die Impfung gegen die herkmmliche Grippe knnte allerdings hilfreich sein, um die Entwicklung eines Super-Virus zu verhindern. Dieser knnte in einem Menschen entstehen, der gleichzeitig mit Viren der Vogelgrippe und einer normalen Grippe infiziert ist.

Ursachen fr die Ausbreitung der Vogelgrippe

Ein sehr groes Einschleppungsrisiko bedeutet der Handel mit Geflgel und Geflgelprodukten aus Lndern, in denen die Vogelgrippe bereits im Geflgel aufgetreten ist. Einfuhrverbote und verschrfte Kontrollen an den Grenzen sind in der jetzigen Form kein ausreichender Schutz gegen eine Einschleppung der Vogelgrippe. Denn die Wege, ber die Geflgelfleisch nach Deutschland gelangt, sind so vielfltig und unbersichtlich, dass auch die Behrden keinen vollstndigen berblick haben. Und weil es ohne ein Verbraucherinformationsgesetz nicht mglich ist, bei Lebensmittelindustrie und Handel Informationen ber die Herkunft und Verarbeitung von Geflgelimporten einzufordern.

Verbraucherinformationsgesetz

Nicht erst seit dem Auftreten der Vogelgrippe in Deutschland fordert der BUND daher, das Verbraucherinformationsgesetz sowie die Herkunfts- und Haltungskennzeichnung einzufhren und die Standards fr Erzeugung und Handel erheblich zu verbessern. Ein Beispiel: Die Europische Union hat am 23. Januar 2004 das bereits bestehende Einfuhrverbot fr Geflgel und Geflgelfleisch aus verschiedenen Lndern Sdostasiens auf Thailand ausgedehnt. Im gleichen Jahr stiegen aber die Importe thailndischen Geflgelfleisches in die EU um ber 25% - nach Deutschland wurden ber 9 000 Tonnen thailndisches Hhnchenfleisch geliefert. 11,8 % des thailndischen Hhnchenfleisches wurde ohne Wrmebehandlung exportiert. Der H5N1-Virus kann sehr leicht mit frischem bzw. gefrorenem Fleisch bertragen werden, das nicht ausreichend wrmebehandelt wurde. Fr 2006 wird ein Anstieg der Geflgelfleisch-Exporte aus Thailand um 30 % prognostiziert. Hauptimporteure: Japan und die EU

Illegale Tiertransporte

Noch schwieriger ist es, den illegalen Handel zu beeinflussen. Illegale Tiertransporte bergen deshalb unverndert eine sehr hohes Einschleppungsrisiko fr Deutschland wie brigens auch der Import von Wildvgeln. Jedes Jahr werden ca. 1,7 Millionen Vgel - legal - in die EU eingefhrt, illegal vermutlich bedeutend mehr. Die EU ist der weltweit grte Abnehmer fr exotische Ziervgel. Dieser Import muss dringend dauerhaft unterbunden werden.

Quelle

BUND-news vom 17.2.2006 Infoservice