Tipps & Beratung
Igel
Eigentlich ist der Igel bei uns in Wäldern, Feldern und Gebüschen zu Hause. Doch durch die verstärkte
Landnutzung wurde er immer stärker in Gärten und Parks verdrängt. Jedes Kind weiß, wie ein Igel
aussieht und weil er so bekannt und beliebt ist, möchten viele Menschen diesem stacheligen Tier helfen –
vor allem wenn im Herbst der Winterschlaf bevorsteht.
Lange Zeit galt es als wirksame überlebenshilfe, Igel im
Winter bei sich aufzunehmen. Dabei hat ein Tier in Freiheit im Normalfall die besten überlebenschancen. Aber in
welchen Fällen sollte man helfen? Und was kann man allgemein für den Igelschutz tun? In
unserer Linkliste
finden Sie Verweise auf interessante Igelseiten.
Falls Sie nach dem Lesen dieser Informationen noch Fragen haben, können Sie sich gerne an die Geschäftsstellen der
Naturschutzverbände oder der Tierschutzverbände oder der Unteren Naturschutzbehörden vor Ort wenden.
Der unten stehende Infotext gliedert sich in folgende inhaltliche
Abschnitte:
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Allgemeines
Igel (genau genommen Braunbrust-Igel) sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere, die sich überwiegend von
Laufkäfern, Insektenlarven, Schnecken, Regenwürmern und Insekten ernähren. Auf der Suche nach ihrem Essen legen sie jeden Tag drei bis fünf Kilometer zurück und müssen dazu bei uns jede Menge Straßen überqueren. Dadurch sind stark durch Autos gefährdet: Obwohl Igel bis zu 8 Jahre alt werden können, erreichen sie durchschnittlich nur ein Lebensalter von zwei bis drei Jahren.
Den Tag verbringen sie in wechselnden Unterschlüpfen in Gebüschen oder Laub- und Reisighaufen.
Wenn der Herbst kommt, werden die Igel entgegen ihrer Gewohnheit auch tagsüber aktiv. Denn für den bevorstehenden Winter müssen sie sich genügend Fettreserven anfressen. Jetzt steht auch gerne vegetarische Kost auf ihrem Speiseplan: Fallobst, Samen, Nüsse und Beeren lassen den Blutzuckerspiegel der Igel ansteigen, was später wie ein Frostschutzmittel wirkt. Bewegt sich die Bodentemperatur schließlich dauerhaft um 0 Grad Celsius, suchen sich die Igel ein Winterquartier. Ihre Körpertemperatur sinkt auf 5 Grad ab, das Herz schlägt um ein Vielfaches langsamer und sie atmen zeitweise nur noch einmal pro Minute. Während ihres Winterschlafs verlieren sie 20 bis 40 % ihres Körpergewichts, das bei einem ausgewachsenen Igel durchschnittlich etwa 1000g beträgt.
Was kann ich für Igel tun?
Den Garten igelfreundlich gestalten:
Englischer Golfrasen, exotische Pflanzen – das ist nichts für Igel. Bieten Sie in Ihrem Garten Unterschlupf, beispielsweise durch Büsche und Reisighaufen. Sorgen Sie für frisches Trinkwasser, beispielsweise mit einer Vogeltränke
Vorsicht bei der Gartenarbeit:
Denken Sie beim Mähen oder Roden daran, dass Igel Reisighaufen, Büsche und hohes Gras lieben und gehen Sie daher mit Vorsicht ans Werk. Benutzen Sie keine Laubsauger.
Fallen vermeiden:
Decken Sie Kellerschächte und Gruben ab – es sind Fallen für alle möglichen Tiere.
Verzichten Sie auf Schlagfallen.
Kein unnötiger Chemieeinsatz:
Greifen Sie lieber zu umweltverträglichen Alternativen!
Igelbewusst Autofahren:
Rechnen Sie in der Dämmerung mit Igeln.
Igel sind Wildtiere
Ein gesunder Igel kommt in einer igelfreundlichen Umgebung am besten alleine durch den Winter. Untersuchungen zufolge ist die überlebenschance eines Igels in Freiheit höher als in der Obhut von Menschen. Er verliert durch seine Gefangenschaft sein Revier und seine vertrauten Futterplätze. Die Gefangenschaft bedeutet für ihn außerdem erheblichen Stress durch die ungewohnte Umgebung mit anderen Platz-, Lärm- und Lichtverhältnissen. Am wohlsten fühlt sich der Igel daher immer noch in seinem Laubhaufen draußen in der Natur.
Der Igel steht unter Naturschutz. Das bedeutet, dass es gesetzlich nur in Ausnahmefällen erlaubt ist, ihn zu füttern und im Haus überwintern zu lassen (Bundesnaturschutzgesetz § 29 Abs. 1).
Igel sind zwar dämmerungs- und nachtaktiv, doch wenn man im Herbst einem Igel bei Tage begegnet, so ist das kein Anlass zur Sorge. Um sich die Fettreserven für den Winter anzufressen, müssen sie viel Nahrung finden und bleiben dazu häufig einfach länger auf – schlafen werden sie ja in den nächsten Monaten genug.
Wann brauchen Igel Hilfe?
Verletzte Igel:
Wenn Sie einen Igel finden, der (durch ein Auto, einen Rasenmäher, Hunde, ...) verletzt wurde, sollten Sie ihn zum Tierarzt bringen. Die Behandlung führen viele Tierärzte kostenlos durch, sodass nur die Kosten für eventuell notwenige Medikamente anfallen.
Bringen Sie bitte auch schwer verletzte Igel zum Tierarzt, er kann sie, wenn nötig, schnell von ihren Schmerzen erlösen.
Kranke Igel:
Dass ein Igel krank ist, erkennt man seinem Husten, grünlichem Durchfall und/oder daran, dass er stark von Parasiten befallen ist. Häufig sind kranke Igel auch besonders abgemagert. Sie sind dann nicht rund und knopfäugig, sondern haben eine birnenförmige Figur mit einer sichtbaren Einbuchtung hinter dem Kopf und eingefallene Augen. Ebenso wie verletzte, sollten auch kranke Igel zum Tierarzt gebracht werden.
Kleine Igel:
Wenn junge Igel noch im November weniger als 500g wiegen, sind sie auf Hilfe angewiesen (Es sind aber auch erfolgreiche überwinterungen bedeutend leichterer Tiere bekannt geworden). Anstatt sie jedoch gleich im Haus aufzunehmen, sollte man sie lieber zuerst durch Zufütterung im Garten unterstützen:
Betreutes Wohnen im Garten
Gesunden, aber untergewichtigen Igeln kann man im Herbst im Garten zusätzliches Futter und Unterkünfte anbieten.
Diese Unterkünfte bestehen beispielsweise aus Holzstapeln oder Reisighaufen. Achten Sie darauf, dass die Quartiere möglichst trocken bleiben. Man sollte sie daher nicht in Mulden oder feuchten Ecken einrichten, in denen sich Niederschlagswasser sammeln kann. Es kann hilfreich sein, sie durch ein paar Holzbretter etwas zu erhöhen, damit das Wasser ablaufen kann. Das nötige Isoliermaterial sucht sich der Igel selbst. Lassen Sie also genug Blätter für ihn im Garten liegen.
Sie können den Unterschlupf für den Igel auch aus einem geschlossenen Karton herstellen, in den Sie ein etwa 10x10cm großes Eingangsloch schneiden. Es sollte mit Zeitungspapier ausgelegt werden. Diese Unterkunft muss täglich kontrolliert werden, da viele Igel auch ihr Haus mit Kot markieren.
Zur Fütterung eignet sich unverderbliches Hundetrocken- oder Softfutter. Füttern Sie nie Speisereste, Süßigkeiten oder etwas Gewürztes. Milch führt bei Igeln zu Durchfall; das beste Getränk für sie ist Wasser.
Igel in menschlicher Obhut
Herbst
Wägen Sie bitte ab, ob es die Schwere seiner Erkrankung rechtfertig, einen Igel zu Hause aufzunehmen. Die Gefangenschaft bedeutet für einen Igel Stress, eine neue Umgebung und wenig Abwechslung.
Igel sind Einzelgänger. Kleine Igel und Igelgeschwister kann man zusammen halten, solange keiner den anderen anfaucht oder beißt.
Das Gehege sollte eine Fläche von etwa 2 Quadratmetern und eine ca. 40cm hohe Wand haben. Igel können gut klettern und sich erstaunlich lang, flach und dünn machen; machen Sie das Gehege also möglichst ausbruchsicher. Legen Sie es mit Zeitungen aus, die Sie bei Bedarf wechseln – Igel benutzen im Normalfall keine Klo-Ecke. Da Igel dämmerungs- und nachtaktiv sind und sehr empfindliche Ohren haben, sollte das Gehege nicht im Wohnzimmer stehen, sondern lieber etwas abseits, bei genug frischer Luft und Tageslicht. Am besten ist für sie eine gewöhnliche Zimmertemperatur von ca. 18 – 20 Grad.
Draußen gibt es für Igel viel Abwechslung und jede Menge zu entdecken. Bieten Sie ihrem Pflegling deshalb genug zu seinem Zeitvertreib an: Steine, auf denen man herumklettern kann, einen Lederlappen- oder Schuh zum untersuchen, eine Schale mit Grassoden und einigen Mehlwürmern, um auf Jagd gehen zu können, usw. Läuft der Igel dennoch stundenlang an einer Käfigseite auf und ab, sollte sein Gehege vergrößert werden.
Als Nahrung hat sich unverderbliches Hundetrocken- oder Softfutter bewährt. Bei kürzerem Pflegeaufenthalt können Sie auch Katzendosenfutter gemischt mit Igeltrockenfutter und Haferflocken füttern. Ebenfalls geeignet ist ungewürztes Rührei (nicht roh!), angebratenes Rinderhackfleisch oder etwas gekochtes Hühnerfleisch. Obst, Milchprodukte und Speisereste sind nichts für Igel.
Winter
Wenn der Igel sein Winterschlafgewicht erreicht hat und unruhig wird, will er in den Winterschlaf gehen. Gewöhnen Sie ihn stufenweise an die Außentemperatur, bis Sie ihn im Freien in ein Gehege (z. B. einen großen Karton) mit einem frostgeschützten,
trockenen Karton als Schlafhaus setzen können. Die Isolierung können Sie erreichen, in dem Sie 2 Kartons ineinander stellen und dazwischen dick
mit Zeitung auspolstern.
Für den Fall, dass er (etwa bei milderen Temperaturen) aufwacht und Gehege herumläuft, sollte immer etwas Wasser
und Trockenfutter im Gehege bereitstehen.
Frühling
Nachdem der Igel im März oder April aufgewacht ist, sollten Sie
ihn noch etwa 2 Wochen in einem großen, naturnahen Außengehege füttern und dann an einem igelfreundlichen Platz samt Schlafhaus und
etwas Futter in die Freiheit entlassen.
Nach kurzer Zeit wird er dann seinen eigenen Schlafplatz und sein eigenes Revier suchen.
Igelhilfe und Igelstation Freiburg
Das bundesweite Igel-Notnetz ist unter der bundesweiten Notrufnummer 0800 723 57 50 zu erreichen
Der Tierschutzverein Freiburg e.V. betreibt ein Igelhaus, das im Winter verletzte und kranke Igel, sowie verwaiste
Igelsäuglinge und Jungigel aufnimmt. Weitere Informationen hierzu finden Sie
auf der Homepage des Tierschutzvereins.
Tierschutzverein Freiburg im Breisgau e. V.
In den Brechtern 1c
79111 Freiburg im Breisgau
Tel: 0761 84444
Fax: 0761 891119
Hier finden Sie Links zu weiteren Igel-Seiten
Quellen:
"Igel und Igelschutz", Info-Broschüre des NABU Bundesverbands (www.nabu.de)
"Igel richtig schützen - nur wenige Igel brauchen Hilfe im Herbst" von Brigitte Martin für den BUND-Ortsverband Darmstadt
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