Freiburger GEO-Tag der Artenvielfalt war ein voller Erfolg
News vom 18.06.2007
Großes Interesse am 7. Freiburger GEO-Tag der Artenvielfalt: Rund 650 Besucher nahmen den Stadtteil Vauban unter die Lupe und fanden dabei auch den asiatischen Marienkäfer
Lebhaftes Treiben herrschte am Sonntag, 17. Juni, von früh bis spät rund um die Straßenbahn-Endhaltestelle im Freiburger Stadtteil Vauban: Rund 650 Menschen waren zum siebten Freiburger „Tag der Artenvielfalt“ gekommen, um die Stadtnatur zwischen Schönberg, St. Georgener Dorfbach und Neubauten unter die Lupe zu nehmen.
Bereits am Vorabend hatten sich gegen 22 Uhr etwa 150 Interessierte eingefunden, um Fledermäuse mit Ultraschall-Detektoren aufzuspüren und Nachfalter mit einer Lichtquelle anzulocken. Während Tierökologe Robert Brinkmann von der Arbeitsgruppe Fledermausschutz (AGF) sogar einige Zwergfledermäuse mit Stellnetzen fangen und zeigen konnte, erzählte der Biologe Klaus Rennwald vom Freiburger Entomologischen Arbeitkreis (FrEAK) den zahlreichen Interessenten jeweils Details zur Biologie der Nachtfalter und vielen Insekten.
Ein besonderer Fund gelang dem 10-jährigen Marcel Wagner von der Weiherhof-Grundschule, einem von vielen Kindern an diesem lauen Sommerabend: Er fing einen asiatischen Marienkäfer (wissenschaftlich: Harmonia axyridis), der im Jahr 2000 erstmals in Deutschland nachgewiesen wurde und zwischenzeitlich einen beeindruckenden „Siegeszug“ hinter sich hat: Im klimatisch begünstigten Oberrheingraben ist die Art mittlerweile häufig.
Auch am Sonntag wurden mehrere Exemplare dieses „Exoten“ bei verschiedenen Exkursionen gefunden, was die These der Spezialisten stärkt, dass der asiatische Marienkäfer mittlerweile die häufigste Marienkäferart im Freiburger Raum sein dürfte. Artenschützer sehen diese Entwicklung mit Bedenken: „Es könnte sein, dass einheimische Marienkäfer, zum Beispiel der bekannte Siebenpunkt, auf lange Sicht von dem Fremdling verdrängt werden“, meinten die Käferspezialisten Klaus Rennwald und Wolfgang Pankow. Als konkurrenzstarke Art, die dem Siebenpunkt von der Größe her überlegen sei und die zudem außer Blattläusen auch die Larven anderer Marienkäfer-Arten auf ihrem Speisezettel stehen hätte, seien derartige Annahmen durchaus berechtigt. In einer aktuellen Pressemitteilung teilen Wissenschaftler der Biologischen Bundesanstalt in Braunschweig übrigens diese Befürchtungen der Freiburger Fachleute.
Bei ihrer von den Jaghornbläsern der Freiburger Jägervereinigung musikalisch umrahmten Ansprache ging auch die Freiburger Umweltbürgermeisterin, Gerda Stuchlik auf die vielfachen Nachweise dieses eingeschleppten Insekts am Aktionstag ein: „Es ist wichtig, dass durch den Tag der Artenvielfalt auch solche, eher negative Entwicklungen dokumentiert werden“, meinte Stuchlik. Schließlich sein in Zeiten des beginnenden Klimawandels verstärkt mit solchen Verschiebungen im Artenspektrum zu rechnen, auf die man nur reagieren könne, wenn sie auch erkannt würden. Die Bürgermeisterin betonte zudem, dass es eine wichtige Aufgabe sei, das Bewusstsein für Natur- und Artenschutz in der Ökohauptstadt zu Fördern: „Neben dem Klimaschutz und dem Ausbau der Solartechnik ist der Naturschutz die dritte große Säule der Freiburger Umweltpolitik“, sagte die Politikerin.
Aber neben solch ernsten Themen bot der Aktionstag auch vielfältige Gelegenheit, die Natur zwanglos und mit Freude zu erkunden: Nachdem sich die vogelkundlich interessierten Teilnehmer bei einer NABU-Exkursion bereits frühmorgens um 6 Uhr auf die Suche nach Gartenrotschwänzen am Schönberg gemacht und dabei auch einen Wendehals entdeckt hatten, begannen ab 9 Uhr zahlreiche weitere Erwachsene und Kinder parallel ihre Entdeckungsreisen durch die Stadtnatur (Umweltschutzamt, Forstamt, BUND, badenova). Während die Brüder Sven (7) und Nico (9) Burkart den Schulgarten der Freien Walldorfschule St. Georgen unter die Lupe nahmen und dabei viel über Wurzelgemüse, Heilkräuter und die Bedeutung von Brennnesseln für die Entwicklung von Schmetterlingsraupen erfuhren, fing die 10-jährige Carmen Schulmann bei der Kinderexkursion des (FrEAK) gleich mehrere interessante Tiere: „Dieser schwarz-rote Hüpfer ist eine Blutzikade, das lange braune da ein Ohrwurm“, sagte sie begeistert, nachdem sie ihre Ausbeute im Ökomobil des Regierungspräsidiums durch ein Mikroskop begutachtet hatte.
Ob Jäger, Bachpaten, Schneckenfreunde oder Botaniker: Am Ende waren alle 14 Gruppen, die sich im Vorfeld des Aktionstags zum „Netzwerk der Freiburger Artenvielfalt“ zusammengeschlossen hatten, zufrieden. Die hohe Teilnehmerzahl dürfte seinen Grund nicht nur im schönen Wetter gehabt haben, sondern auch in der Tatsche, dass im Vergleich zum Vorjahr keine Fußballweltmeisterschaft als Konkurrenzangebot lief und außerdem keine Pfingstferien mehr waren. „Auch die stadtnahe Lage des Exkursionsgebiets und die gute Anbindung an die Strassenbahn waren von entscheidender Bedeutung“, meinte Ralf Hufnagel von der Ökostation. Mit rund 300 sei die Zahl der nachgewiesenen Arten zwar geringer als im Vorjahr, was aber daran liegen würde, dass die einzelnen Gruppen aufgrund der vielen Besucher recht groß gewesen seien. Die Exkursionsleiter mussten viel erklären und hatten daher nicht so viel Zeit, Tiere zu fangen und zu bestimmen.
Diese vergleichsweise niedrige Zahl ist jedoch kein Beinbruch: Schließlich sollte der Tag der Artenvielfalt kein „Spiel ohne Grenzen“ sein, sondern vor allem darauf ausgerichtet sein, der interessierten Bevölkerung die Vielfalt der Natur vor der Haustür vor Augen zu führen, ganz nach dem Motto: „Nur was man kennt, will man auch schützen“. Und in dieser Hinsicht hat der diesjährige Freiburger Aktionstag sicherlich bedeutende Akzente gesetzt.
Der Freiburger GEO-Tag der Artenvielfalt wurde von der Stiftung Naturschutzfonds aus Erträgen der Glücksspirale finanziell gefördert.
Die Badische Zeitung hat am 19.6.07 einen Artikel zum Fund des Asiatischen Marienkäfer am Freiburger Tag der Artenvielfalt veröffentlicht: www.oekostation.de/docs/BZ_GEO_Tag_Artikel_Freiburg_19.6.07.htm
Foto: AGN-Exkursion zu Amphibien
Bildnachweise: Natalie Becker, Andreas Braun