Freiburger GEO-Tag der Artenvielfalt mit über 250 Besuchern
News vom 11.06.2006
Emsiges Treiben herrschte am Samstag, den 10. Juni, von früh bis spät rund um die Freiburger Wonnhalde:
Etwa 250 Menschen waren zum vierten Freiburger „Tag der Artenvielfalt“ gekommen, um die Vielfalt der Natur zwischen Wiehre und Günterstal unter die Lupe zu nehmen. Neben der Erstellung einer wissenschaftlichen Artenliste ging es den Veranstaltern auch darum, die Bevölkerung auf die Artenfülle vor der eigenen Haustür aufmerksam zu machen.
Im Vorfeld hatten sich 17 Gruppen rund um den Natur- und Umweltschutz zur Vorbereitung des Aktionstages zusammengeschlossen. Frühmorgens um 6 Uhr startete die erste von insgesamt 18 Exkursionen: Unter Leitung von Josef Ruf vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) machten sich neun Leute auf den Weg, um die Vogelwelt des Exkursionsgebiets zu erfassen. „Dabei konnten wir 22 Arten beobachten, zum Beispiel Grünspecht, Mäusebussard, Grauschnäpper und Tannenmeise“, so Ruf.
Ab 9 Uhr wurde es dann richtig lebhaft: Während eine Gruppe von etwa 20 Personen loszog, um mit Revierförster Klaus Echle das Günterstäler Arboretum (Pflanzung nichtheimischer Baumarten) zu erkunden, starteten auch zwei Exkursionen für Kinder. Mit großem Eifer machten sich die kleinen Naturforscher daran, die Tiere und Pflanzen bei den Schrebergärten zu bestimmen: „Was ist denn das für ein rotschwarzer Käfer“, ruft der neunjährige Jakob Hog begeistert, als er das etwa 6 Millimeter große Insekt auf einem Haselnussstrauch entdeckt hat. Exkursionsleiterin Gisela Friederich kann das Tier als einen Rüsselkäfer namens „Haselroller“ identifizieren. Die ebenfalls neunjährige Vivian Ziegler notiert den Fund sogleich in ihrer Liste, wobei ihr ihre Freundin Beatrice Fischer (7) als Schreibunterlage zu Hilfe eilt.
Eine Stunde später starteten die „richtigen“ Käferexperten zu einer Tour in den Wald. Mit Wolfgang Pankow vom Freiburger Entomologischen Arbeitskreis wurde Bodenstreu gesiebt und Pflanzen abgekäschert. „Ein wunderschönes Tier“, meint Biologie-Studentin Mareike Possienke (25), als sie einen gut 3 Zentimeter großen, goldglänzenden Laufkäfer entdeckt hat. Rentner Gerhard Völker (67) versucht sich währenddessen damit, Spinnentiere und Tausendfüßler zu sortieren: „So ein Tag ist eine prima Gelegenheit, um altes Wissen aufzufrischen, und es macht unheimlich Spaß“, sagt der pensionierte Lehrer.
Über Mittag durften sich die Teilnehmer an der Grillhütte bei der Wonnhalde stärken: Nadine Reinhard und andere Helfer hatten Getränke, Brote und Kuchen für die hungrigen Naturfreunde gerichtet. Nebenbei konnte man sich am Stand der Jägervereinigung Freiburg über Tiere des Waldes und aktuelle Themen des Jagdschutzes informieren. Auch der Badische Landesfischereiverband war mit Infotafeln über einheimische Fische vertreten und hatte ein kleines Aquarium aufgebaut in dem man z.B. Döbel, Gründling und Rotfeder anschauen konnte.
Trotz dreier WM-Spiele war der Aktionstag auch nach 14 Uhr gut besucht: Vor allem am Stand der Freiburger Bachpaten und beim Ökomobil des Regierungspräsidiums kamen immer wieder Spaziergänger vorbei, die spontan einen Blick durchs Mikroskop wagten. Monika Borodko-Schmidt von den Bachpaten half den Interessenten bei der Bestimmung von Rollegel, Eintagsfliegen- und anderen Insektenlarven. „Unglaublich, wie schön die Wasserinsekten sind, wenn man sie so groß betrachtet“, meint der 43-jährige Angestellte Peter Müller.
Besonders viele Interessenten hatten sich um 15 Uhr zur Breitmatten-Exkursion unter der Leitung von Jürgen Bolder, Erster Betriebsleiter beim Eigenbetrieb Stadtentwässerung (ESE) eingefunden: Auf dieser Wiese soll zum Schutz der Wiehre vor Hochwasser eine Regenrückhaltung eingerichtet werden. „Es ist zu vermuten, dass die Feuchtwiesen-Arten von dieser Maßnahme profitieren werden“, meinte der ESE-Chef. Anschließend nahm man die Breitmatte genauer in Augenschein und fand einige Nässezeiger, zum Beispiel Mädesüß, Großer Wiesenknopf und Schlangen-Knöterich.
„Auch wenn wir nur etwa halb so viele Teilnehmer wie im letzten Jahr hatten, sind wir mit dem Ergebnis zufrieden“, fasst Ralf Hufnagel vom Leitungsteam der Freiburger Ökostation den Aktionstag zusammen. Hauptgrund für die geringere Beteiligung sei wohl die Lage des Termins am Ende der Pfingstferien gewesen. "Auf die Terminierung dieses bundesweiten Aktionstages haben wir leider keinen Einfluss" ergänzte Ralf Hufnagel. Auch dass das diesjährige Exkursionsgebiet nicht ganz so zentral gelegen war wie im Vorjahr könne ein Grund für die vergleichsweise niedrige Beteiligung gewesen sein. Umweltbürgermeisterin Stuchlik bedankte sich in einem Grußwort seitens der Stadt Freiburg für den Einsatz der einzelnen Verbände, deren Zusammenarbeit beim Tag der Artenvielfalt gut geklappt habe. „Auch in dieser Hinsicht sind wir hier in Freiburg eben schon weiter als anderswo“, ergänzte der Freiburger NABU-Chef Dirk Niethammer.
Zur abendlichen Fledermaus-Exkursion kamen nochmals 20 Teilnehmer, davon ca. 10 Kinder. "Neben Bat-Detektor-Einsatz und Beobachtung haben wir auch 5 Netze gestellt und dabei 10 Zwergfledermäuse gefangen (2 Weibchen, 8 Männchen), so dass die Teilnehmer reichlich was zu gucken hatten" konnte Friedrich Kretzschmar von der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz (AGF) berichten.
Die Fledermausexkursion beendete den vierten Freiburger "Tag der Artenvielfalt" der auch in diesem Jahr von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg gefördert wurde.
Die vollständige Liste der nachgewiesenen Arten wird nach ihrer Fertigstellung dem Magazin GEO gemeldet und kann dann auch im Detail auf der Homepage der Ökostation eingesehen werden.