Von der Raupe zum Falter
News vom 19.06.2004
Im "Grünen Klassenzimmer" der Freiburger Ökostation beobachten Kinder die Entwicklung der Schmetterlinge
Vorsichtig hebt Frau Hecht im Schmetterlingsgarten den luftdurchlässigen Deckel eines Glaskastens hoch. Die Kinder recken die Köpfe und entdecken zwischen Brennnesselblättern viele verpuppte Raupen. "Kleiner Fuchs heißt der Schmetterling, der daraus schlüpfen wird", erklärt Frau Hecht.
Die Schüler aus einer Projektgruppe der dritten Klassen der Freiburger Paul-Hindemith-Schule verbringen zusammen mit Frau Petzold einen Vormittag im "Grünen Klassenzimmer" der Ökostation Freiburg. Sie stellen den Glaskasten in die Sonne. Schon nach kurzer Zeit bewegt sich in einer Blatt- tüte der Kopf eines Kleinen Fuchses, und die bunten Farben seines Flügels gucken ein wenig hervor. Gebannt schauen die Kinder zu.
Es kann Stunden dauern, bis ein Schmetterling seine Flügel entfaltet hat. Da schwärmen die Drittklässler lieber aus, um andere bunte Falter zu suchen. Schmetterlinge lieben die Wärme. Manche überwintern deshalb am Mit- telmeer, wie der Admiral. Wahrscheinlich ist dieser Wanderfalter
noch nicht wieder zurückgekehrt. Aber vielleicht finden die Kinder am Faulbaum abgelegte Eier des Zitronenfalters oder sogar Raupen. "Was machen die Raupen, wenn sie sich durch die Eihülle gefressen haben?" fragt Frau Hecht. "Fressen, fressen, fressen", rufen die Kinder wie aus einem Mund. Deshalb legen die Weibchen die Eier auf die Pflanze, die den Raupen als Futter dient. Larven des Tagpfauenauges und Kleinen Fuchses ernähren sich ausschließlich von der Brennnessel.
Gäbe es diese Pflanze nicht mehr, würden beide Schmetterlingsarten aussterben. Ist die Raupe groß genug, hört sie auf zu fressen. Sie hängt sich mit einem Seidengespinst auf und verpuppt sich, bis irgendwann der fertige Falter herausschlüpft. Der Zitronenfalter lebt mit zehn Monaten am längsten und gaukelt von Blüte zu Blüte. Bestimmte Blütenformen sind richtige Schmetterlingstankstellen. Korbblütler, wie die Tagetes, die den Faltern eine große Landefläche bieten. Jedes Kind setzt davon eine in einen Blumentopf, den es mit nach Hause nehmen darf. Verpassen die Drittklässler den Moment, wenn der Kleine Fuchs aus dem Glaskasten fliegt, sehen sie ihn vielleicht bald bei sich im Garten oder auf der Fensterbank. Wenn er mit seinem Fühler den Duft der frisch gepflanzten Tagetes aufspürt, den Nektar mit seinem Rüssel saugt und seine farbigen Flügeln die Blütenpracht noch bunter machen.
(Text: Badische Zeitung, erschienen am Samstag 19. Juni 2004, Autorin: Helga Lorenz)
(Foto: Kleiner Fuchs auf Schmetterlingsbaum im Biogarten, Foto: Karl Dulleck)